…der legt in Schweden an einer der ganz kleinen Inselchen an. Die, die wir uns für die Nacht auserkoren haben, hat auf einigen unserer Seekarten noch nicht mal einen Namen. So winzig ist sie.
Nach gefühlt endlosem, in Wahrheit aber nur zweistündigem Kreuzen aus der Övikbucht
hinaus, gehts nördlich. Der Wind kann sich zwischen den Inseln Dekarsön und Burön weder für Richtung noch Stärke entscheiden. Wir motoren unter Segeln in Richtung Idbyfjärden und Näsviken unserem
Ziel entgegen: Sälskäret (63°16'44" - 18°51'59") . So heißt sie, die Kleine. Früher muss es hier viele Robben gegeben
haben. Säl heißt nämlich Robbe auf schwedisch.
Wir passieren an backbord ein paar von Vögeln besetzte Steine. Steuerbord liegt Burön.
Unsere kleine, einsame Insel hat zwei Anleger. Wir entscheiden uns für den an der Ostseite. Anleger ist vielleicht ein wenig übertrieben. Es handelt sich um einen Schwimmsteg auf Schlubbergrund. Aber das ist okay. Wir haben natürlich einen Schlubbergrund-Anker parat.
Sälsjär ist schnell erkundet. Es gibt ein Plumsi, zwei Feuerstellen, eine Schutzhütte und Spuren alter Bebauung. Und Vögel. Viele davon! Und deren Hinterlassenschaften, die zuweilen das Gehen zum Hopserlauf werden lassen. Und Einsamkeit gibt es, beziehungsweise Ruhe. Die genießen wir, nach den eher hektischen letzten Wochen, in denen es Termine in Deutschland einzuhalten galt und sich um kaputte Autos und Bootsmotoren gekümmert werden musste.
Schon bei Ankunft wird es dämmrig. Die langen hellen
Nächte des schwedischen Sommers sind vorüber. Es ist erst Anfang August, aber es zeigen sich schon die ersten Herbstzeichen. Das Licht ist schön. Aber wie so häufig in der letzten Zeit ist das Wetter trüb.
Wir lassen den Abend geruhsam und früh zu Ende gehen. Die ganze Nacht über regnet es stark. Der Regen zaubert uns jedoch eine schöne Schlafmelodie auf die Ohren. Und wir haben Glück: Fast alles im Boot bleibt trocken.
Der neue Tag beginnt mit wechselhaftem Wetter. Es ist unbeständig, wechselt zwischen „gleich hol ich den Bikini raus“ und „schnell, gib mir den Wollpulli“.
Arne säubert das Deck, wir füllen Wasser von den Kanistern in die einfacher zu hantierenden Liter-Flaschen. Schlafsäcke und Handtücher werden aufgehängt und gelüftet. Wir trinken viel Kaffee und wünschen uns Zimtschnecken. Stattdessen gibt es Bohnen-Couscous und starken Wind zum Mittag. Eine bedrohliche Wolkenschicht zieht heran und wir uns ins Boot zurück. Seekarten sichten, schreiben, Seewetter im Radio hören.
Mir kribbelts in den Füßen. Nicht nur der Mückenstiche wegen. Ich möchte weiter. Arne, der vernünftigere von uns beiden (und nicht zuletzt der mit der Segelerfahrung) zögert noch. Wir warten noch den Spätnachmittag ab, um kurz vor vier gibts erneut Wetterradio.
Ich bespitzele die Eingeborenen der Insel. Die Vögel. Und schaue mich erneut auf unserem kleinen Privatinselchen um. Im Gästebuch der Grillhütte lassen sich Jugendliche mit allen erdenklichen Schimpfwörtern über die Vögel der Insel aus. Andere beschreiben, wie sie versuchen sich in der Hütte vor ihnen zu verschanzen. Uns gegenüber scheinen sie friedlich gestimmt. Aber es ist wohl auch gerade keine kritische Zeit. Und wir machen wenig Krach.
Das Wetter wird zunehmend segeluntauglicher und wir
treffen die Entscheidung, erst am nächsten Morgen Leinen loszumachen. Dass es auch am kommenden Tag nicht einfach wird weiterzukommen, wissen wir noch nicht, als wir es uns in Kajas Innerem auf
unseren Isomatten für die Nacht bequem machen.
Text: Rike Jütte
Fotos: Arne Gerken und Rike Jütte
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