Kreuzen bei Südost

Blogbeitrag: Kreuzen bei Südost

 

Endlich geht es los. Der große Tag. Wir verlassen den Heimathafen und machen uns auf den Weg. Der erste Segeltrip des Jahres. Kaputte Bootsmotoren, verpasste Anschlüsse und solche Dinge sind aus dem Gedächtnis gestrichen, gehören der Vergangenheit an. Ich bin aufgeregt, der Mann ganz ruhig.

 

Während Arne schon seit Wochen am Boot und am Hafen am werkeln war, war ich nur eine Woche Teilnehmerin des vorbereitenden Stegsegelns. Da mein technisches Verständnis nicht sonderlich groß ist („Have you tried turning it off and on again?“), waren meine Dienste eher organisatorischer Natur. Erstellen eines Essensplans, Einkauf und Unterbringung des Eingekauften im kleinen Boot, Kochen, Lernen mit dem geschenkt bekommenen Smartphone umzugehen (Du brauchst doch sowas für dein Internetgedöns!) Ja, mal gucken...

 

Patholmsviken Småbåthamn, Holmsund
Ein letzter Blick.

 

Wir werfen einen letzten Blick zurück. Dann kreuzen wir raus bei Südostwind. Verlassen Patholmsviken, den Hafen in dem Holzboot Kaja so viele Jahre zu Hause war. In der Nähe von Umeå. Auf unserem Weg begegnen wir einer Schwanenmama mit mutigem Kind, lassen Vogelinsel steuerbord liegen und steuern auf die Close friends (große, engstehende Bojen) bei Bredskär zu. Ich erinnere mich an vorherige Besuche der Insel. An das Grillen mit Freunden und deren Stuga, für die eher der Begriff Herrenhaus angesagt wäre. Ich frage mich, ob wir uns wohl nochmal auf den Felsen sonnen werden, die so schön warm werden, wenn die Sonne nur lang genug scheint. Oder ob es ab jetzt für uns immer mehr in Richtung Süden gehen wird.

 

An uns vorbei huschen Saunafelsen, Spritzer und auch Große Popelinsel. Es ist schön, dass Arne all die lustigen Namen auf unseren Seekarten übersetzen kann, während mein Schwedisch nur in meinem Kopf vorhanden ist - es verschwindet, sobald mich jemand auf Schwedisch anspricht.

 

Seekarte im Holzboot
Das Büro.

 

Sonnig, Sonntag, 17 Grad. Quasi Hochsommer. Mutig starte ich unsere Segelei im T-Shirt und harre auch mindestens 20 Minuten darin aus, bevor ich meine zweite Schicht Klamotten auftrage. Wie kommt es eigentlich, dass sich selbst moderate Temperaturen auf dem Wasser immer so kalt anfühlen?

 

Zwischen den kleinen Inselchen mit Namen wie Keks und Mücke ist das Segeln zäh. Vor allem das Stück vorbei an Mjölefjärden, einer tiefen, breiten Bucht, zieht sich sehr. Arne versucht hoch am Wind zu bleiben. Ich darf nicht steuern. Von den Inseln müssen wir uns Freikreuzen. Zumindest dabei kann ich helfen und bediene die Fock.

 

Wolken mit Windhaken
Windhaken.

 

Als wir es endlich um die kleine Insel Vapplan geschafft haben, wird es schön. Guter Kurs, schnelle Fahrt, ich darf sogar ans Ruder und den westlichen Kurs halten. Stolz und konzentriert meistere ich die Aufgabe, Arne genießt es die Hände frei zu haben.

 

Über den Abend ist es merklich kühler geworden. Bis auf die Regenhose trage ich mittlerweile alle meine Segelschichten: Top, T-Shirt, Langarmshirt, Pulli, Fleecepulli, Jacke. Und darüber natürlich noch die Schwimmweste. Safety first. Drei Hosen, Mütze, Halstuch habe ich noch nicht erwähnt. Ich halte mich zurück und streife nicht auch noch die Handschuhe über.

 

Holzboot, weiße Segel, blaues Meer, blauer Himmel
Schräglage.

 

Es ist mittlerweile so kalt, dass ich mich an das Segeln in der Barentssee erinnere, 2015. Als wir von Norwegen nach Russland rüber sind. Da waren es noch mehr Klamottenschichten, in denen man sich kaum bewegen konnte. Ob ich wohl jemals in den Genuss des Segelns in kurzen Klamotten komme? Nicht nur mit Sonne, sondern auch mit Wärme? Dazu müssten wir uns wahrscheinlich ein anderes Segelgebiet suchen. Und das wollen wir eigentlich nicht. Es ist so schön hier auf der Ostsee. Und es gibt noch so viel zu entdecken. All die schönen schwedischen Inseln zum Beispiel und die Hohe Küste, die ich bislang nur vom Land aus kenne.

 

An diesem ersten Segeltag des Jahres machen wir 18 Seemeilen in sieben Stunden. Unser Ziel ist Norrbyskär. Eine Insel, die ich aus spannenden Erzählungen kenne und über dessen Geschichte ich schon viel gelesen habe.

 

Vom Norrbyskärbesuch und warum es sich anfühlt, als würde man Airmax tragen oder auf eine Wolke hüpfen, wenn man die Insel betritt, berichte ich auch noch mal!

 

Segelboot, kurz vor Norrbyskär
Norrbyskär in Sicht.

Text: Rike Jütte

Fotos: Arne Gerken und Rike Jütte

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Danke fürs Lesen!

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