"Its not down on any map. True places never are.“
Das steht so auf einem Haus in Vardø in Norwegen, am Ende der Welt. Solche Orte, Orte, die nicht auf Karten verzeichnet sind, gibt es viele. Gründe dafür ebenfalls. Im Sommer haben wir in Schweden solch einen Ort entdeckt. Das sagenumwobene Ladonien. Wild und geheimnisvoll schmiegt es sich an Schwedens Küste.
Ladonien? Ja. Ladonien. So heißt der ein Quadratmeter kleine Küstenabschnitt der Kullaberg-Halbinsel. Und er ist eine Mikronation. Entstanden durch den Künstler Lars Vilks, ausgerufen 1996. Vilks errichtete im Naturreservat am Kattegat große Skulpturen aus Treibholz und Stein. Ohne Baugenehmigung. Ein langer Streit folgte, der Abriss blieb aber bislang aus. Verzeichnet sind die Skulpturen, die eigentlich richtige Gebäude sind, nicht. Sie sind ja nie genehmigt worden…
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Freunde sammeln uns und unsere großen Rucksäcke in Ängelholm ein. Sie sind zu sechst, zwei Erwachsene, drei Kinder, ein Baby. Wir passen trotzdem noch mit ins Womo. Auf der Suche nach einem Stellplatz landen wir auf der Halbinsel Kullen und verbringen dort die Nacht. Morgens treffen wir auf ein deutsches Pärchen, dass uns nach dem Weg nach Ladonien fragt. Keiner von uns weiß, worum es geht.
Irgendwo an der steilen Küste des Naturreservats am Kattegat, an der schwedischen Südwestküste, soll es liegen. Irgendwas mit Kunst und Treibholz. Das klingt, als könnte es uns gefallen und auch wir machen uns auf den Weg.
Los geht unsere Reise durch Kullaberg auf einem unscheinbaren Parkplatz im Wald. Die Kinder stürmen den Hang hoch, wir passieren Weiden und Tiere und das pittoreske Gehöft Himmelstorp aus dem 18. Jahrhundert. Auch einen Steinkreis (Domarringen - Der große Steinring), wie es sie so oft in Schweden gibt, finden wir.
Durch ein Gatter geht es in den Wald. Die Wege werden steiler, beschwerlich. Und dann noch steiler. Und noch beschwerlicher. Ich bin in Flipflops unterwegs. Empfehlen kann ich das nicht.
Und dann sind wir plötzlich da. Ein scheinbar willkürlich zusammengenagelter Bretterhaufen empfängt und verschluckt uns. Es folgt ein Treibholztunnel. An vielen Stellen ist es eng. Einige breit gewachsene Menschen, schlängeln sich lieber außen entlang. Im Holz sind viele Markierungen, Tags, Nägel und Erinnerungen. An vielen Stellen ist das Holz ganz glatt von all den sich festhaltenden Händen der bisherigen Besucher.
Wir befinden uns mittendrin. Im Kunstwerk Nimis. Abstrakt und labyrinthisch. Es gibt Gänge und Türme, Aussichtsplattformen. Ein Mordsteil. Klettern, Kriechen und Ducken sind nötig, um voranzukommen. Nimis Türme sind bis zu 15 Meter hoch. Ich traue mich nicht hinauf, genieße stattdessen den Anblick der mutigen Kletterer. Vor allem Kinder haben hier ihren Spaß.
Nahe den, über Jahrzehnte entstandenen, Holzgebilden findet sich ein weiteres Kunstwerk. Arx. Steine und Beton verkörpern ein abstraktes Buch. Seitenzahlen gibt es auch. Die Kunstwerke und wir schauen direkt aufs blaue Meer, auf herrlich schöne Klippen und Felsformationen. Einige Boote sind auch unterwegs.
Wir können uns nicht losreißen und verbringen den halben Tag am Steinstrand Ladoniens. Sind mit sonnen, mit Krebs- und Muschelschau beschäftigt und holen uns Tipps für die Umgebung von den Einheimischen. Eine nette Familie kommt regelmäßig her. Wegen der Atmosphäre. Sie wissen einiges über Ladonien zu berichten. Dass das Gebilde schon mehrfach Opfer von Brandstiftung wurde, dass der politisch umstrittene Erschaffer der Mikronation unter ständigem Schutz steht, und somit nach dem König einer der teuersten Männer Schwedens ist. Spannend das alles.
"We are built on freedom“ - Ladonien ist ein großer Spielplatz. Abenteuerlich, künstlerisch und auch politisch. Wohnen tut hier niemand, die Staatsbürgerschaft kann aber erlangt werden. Die Flagge zeigt nichts als Grün, soll aber angeblich ein grünes Kreuz auf grünem Hintergrund sein. Steuern werden in Kreativität gezahlt.
Ladonien ist wahrscheinlich kein Geheimtipp mehr. Ein besonderes Erlebnis ist der Besuch aber auf jeden Fall.
Text: Rike Jütte
Fotos: Arne Gerken und Rike Jütte
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Auch Helene und André vom Blog 66latitudenorth haben sich in Ladonien umgesehen. Schau doch auch bei ihnen vorbei: Gibt es einen Geheimstaat Ladonien in Schweden?
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Weitere Informationen (und auch die Staatsbürgerschaft) gibts auf ladonia.org.
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