Gastartikel | Johannes war im Mai mit Hündin Tessa in Schweden. Wie das bereisen des schönen Landes mit Hund ist und wie ein Sprachkurs ablaufen kann, erzählt er dir hier. Du findest seine Reiseroute heraus und erfährst, was er sonst noch so erlebte, auf 4000 Kilometern mit Hund durch Schweden.
Im ersten Teil berichtete er von der Anreise und der Westküste Schwedens. Vorhang auf für Johannes und den zweiten Teil seiner Erfahrungen im Schwedenurlaub:
Da saß ich nun also. Montagmorgen. Am Esstisch mit den anderen Kandidaten, die allesamt nicht wussten, was sie nach dem gemeinsamen Frühstück erwarten würde.
Unsere Sorgen verflogen jedoch bereits nach den ersten Unterrichtsstunden, denn wie sich bald herausstellte, beherrschte Felicitas (unsere Schwedisch-Lehrerin,) nicht nur ein halbes Dutzend Sprachen, sondern wusste diese auch ansprechend zu vermitteln. Für gewöhnlich paukten wir die kommende Woche vormittags alle zusammen, während sich die Gruppe nachmittags spaltete. Die, die den Sprachkurs privat besuchten, hatten Freizeit, während die, die den Sprachkurs als Bildungsurlaub angerechnet bekamen, anschließend noch weiteren Unterricht erhielten. Felicitas bewies hier einmal mehr Kompetenz, denn statt uns streng nach Schema F zu unterrichten, ließ sie ihrer Kreativität am Nachmittag freien Lauf und spielte Frage- und Antwort-Spiele (natürlich auf Schwedisch) oder backte bisweilen sogar Kanelbullar mit uns. Letzteres war für mich übrigens eine Herausforderung in doppeltem Sinn, denn zum einen war das Rezept komplett auf Schwedisch und zum anderen hatte ich bis dato vom Backen keinen blassen Schimmer.
Außerdem machten wir noch zwei gemeinsame Ausflüge und besuchten das nahegelegene Naturreservat sowie die Sommerresidenz des schwedischen Königshauses, welche sich ebenfalls auf Öland befindet.
Langeweile kam die ganze Woche jedenfalls keine auf, zumal ich meine wenige Freizeit darüber hinaus noch dazu nutzte, auf eigene Faust die Insel zu erkunden. So besuchte ich an einem Abend etwa die Vogelstation im Süden, die allerdings so unspektakulär ausfiel, dass ich sie nur echten Hobby-Ornithologen empfehlen kann, oder wanderte bei Sonnenaufgang (was nichts anderes hieß, als dass ich mitten in der Nacht aufstehen musste) durch den Trollskogen, einen wunderschönen Wald im Norden der Insel, den ich wiederum jedem, der gerne wandert, ans Herz legen kann.
Auf diese Weise ging die Zeit leider viel zu früh ins Land und so hieß es am Samstag schließlich Abschied nehmen von einer tollen Lehrerin und Gastgeberin. Wirklich wehmütig war mir an diesem Tag dennoch nicht zumute, schließlich würde ich bereits kurze Zeit später meine Hündin Tessa wiedersehen.
Als ich kurz darauf bei der Hundepension vorfuhr, begrüßte sie mich auch schon stürmisch. Ich plauderte noch ein wenig mit Mette (allerdings auf Englisch) und erfuhr von ihr nicht nur, dass Tessa wieder fit war, sondern auch dass sie ein wahrer Schatz ist und ich sie dort jederzeit wieder abgeben könne. Dass auch Mette ganze Arbeit geleistet hatte, zeigte sich bereits wenige Minuten später. Bis wir nämlich an unserem nächsten Ziel ankamen, schnarchte meine Hündin beinahe durchgehend lautstark im Kofferraum vor sich hin. So machte ich mich kurzerhand daran, meinen Plan für die kommenden zwei Wochen in die Tat umzusetzen. Auf meiner Liste stand neben Dingen wie „Eine Kanutour machen“ oder „Klettern“ vor allem eins: der Besuch schwedischer Nationalparks.
Tiveden war dabei der erste, den ich besuchen wollte. Der Park selbst bestand, wie sich schnell herausstellte, quasi aus einem riesigen See, um den herum sich teilweise riesige Felsbrocken, aber vor allem auch ein dichter Urwald rankten. Für Tessa war es das pure Paradies, zumal ich sie – entgegen der örtlichen Hinweisschilder - frei laufen ließ. Sie dankte es mir und jagte fröhlich die Wege entlang, ließ sich trotz allem aber auch prompt abrufen, sobald jemand kam.
Zum Verweilen lud Tiveden trotzdem nicht ein, denn zum einen bahnte sich noch in derselben Nacht ein massiver Wolkenbruch an, zum anderen lernte ich hier zum ersten Mal Schwedens größte Plage hautnah kennen – Stechmücken. Ich war mir absolut sicher, dass die Plagegeister noch nicht Saison hatten und doch war an ein Übernachten im Freien, selbst bei Regen und in überdachten Bereichen, nicht zu denken. So schlief ich einmal mehr in meinem Auto und machte mich am nächsten Morgen dementsprechend verkatert auf zur nächsten Station meiner Reise: Hällefors.
Die kleine Gemeinde befindet sich im nördlichsten Südschweden und macht rein optisch nicht viel her. Um ehrlich zu sein, sah ich hier sogar den ersten schwedischen Plattenbau auf meiner Reise. Was mich jedoch in die Gegend verschlug, war nicht der Ort selbst, sondern die angrenzenden Flüsse und die Tatsache, dass ich von hier aus einen Tag später bequem und bei strahlendem Sonnenschein zu einer ausgiebigen Kanu-Tour aufbrechen konnte.
Für die Tour selbst waren eigentlich vier Tage veranschlagt und doch stand ich bereits tags darauf wieder vor dem Betreiber des Kanuverleihs (der übrigens sehr gut Deutsch sprach). Tatsächlich hatte ich nur einmal, auf einer wunderschönen kleinen Insel, übernachtet und war die 45 Kilometer ansonsten binnen eines Tages gepaddelt. Unterwegs traf ich zudem noch auf eine Gruppe deutscher Kanuten, denen ich mich zeitweise anschloss und die mir freundlicherweise eines ihrer Feuerzeuge schenkten, nachdem meines bereits wenige Minuten nach Beginn der Tour auf dem Grund des Flusses lag.
Es sollte nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich mitten in der schwedischen Wildnis auf Deutsche traf. Bereits zwei Tage später, ich war erst wenige Stunden zuvor am Nationalpark Fulufjället (Dalarna) angekommen, traf ich auf dem Fjäll, fünfzehn Kilometer vor der norwegischen Grenze auf die beiden deutschen Backpacker, Udo und Dima, die gerade erst zu einem Trip quer durch Europa aufgebrochen waren und ihr Frühstück mit mir teilten. Im Gegenzug bot ich ihnen wenig später eine Mitfahrgelegenheit sowie mein bisheriges Wissen über Schweden an.
Aufgrund der Tatsache, dass beide keinerlei beruflichen Verpflichtungen mehr hatten und im Gegensatz zu mir somit zeitlich ungebunden waren, strahlten beide eine Ruhe aus, die mich im Nachhinein doch ein wenig faszinierte und wohl auch ansteckte.
Als wir uns nach einem gemeinsamen Mittagessen schließlich trennten, beschloss ich – entgegen aller bisherigen Pläne – den Nationalpark Abisko im hohen Norden, von dem mich noch über 1.000 Kilometer trennten, von der Liste meiner Ziele zu streichen. Stattdessen buchte ich einige Tage im Voraus ein kleines Ferienhaus an der Ostküste Schwedens und wendete mich dem letzten Ziel auf meiner Schweden-Liste zu: Dem Skuleskogen Nationalpark.
Hier gehts weiter zu Teil 3 von Jahannes´ Erfahrungen in Schweden!
Johannes, Baujahr 90, lebt und arbeitet in Hanau. In seiner Freizeit geht er gemeinsam mit seiner Hündin Tessa gern an seine Grenzen. Mental wie geografisch. Zu seinen Hobbies zählen neben zahlreichen Sportarten vor allem das Reisen und Fotografieren. Seine Arbeiten veröffentlicht er unter dem Pseudonym Alpha Image auf Facebook.
Text und Fotos: Johannes Dittrich
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