Gastartikel | Johannes war Ende Mai mit seiner Hündin Tessa in Schweden auf Tour. Wie das bereisen des schönen Landes mit Hund war und wie ein Schwedisch-Sprachkurs ablaufen kann berichtet er dir hier. Außerdem findest du seine Reiseroute heraus und erfährst, was er sonst noch so erlebte, auf 4000 Kilometern mit Hund durch Schweden.
Vorhang auf für Johannes und den Erfahrungsbericht seines Schwedenurlaubs im Mai 2016...
Meine Reise nach Schweden begann mit einem flauen Gefühl im Magen. Worauf dieses Gefühl beruhte, konnte ich zu diesem Zeitpunkt unmöglich sagen. Ob bloße Nervosität, weil ich nicht ahnte, was mich die nächsten Wochen erwartete, oder doch noch die Nachwehen des Magen-Darm-Virus, mit dem ich seit Tagen zu kämpfen hatte – ich wusste es nicht.
So verstaute ich schließlich ohne Rücksicht darauf das letzte Gepäck auf der Rückbank meines BMW, setzte Tessa, meine sieben Jahre alte Schäferhündin, in den Kofferraum und fuhr los.
Ziel: Schweden.
Ich hatte im Vorfeld meiner Reise bereits viel, aber nicht annähernd genug über das Land gelesen. Außerdem hatte ich bereits begonnen, die Sprache zu lernen. Felicitas, meine Sprachlehrerin von Nordic Languages, bei der ich in meiner ersten Urlaubswoche einen Sprachkurs absolvieren sollte, schickte mir hierzu bereits seit Januar immer wieder Arbeitsblätter, die ich wiederum bearbeitet an sie zur Korrektur zurückschickte. Auf diese Weise kam ein doch recht ansehnlicher Schriftverkehr zustande und so war ich schon vor Beginn meines eigentlichen Unterrichts von Felicitas und ihrem Engagement begeistert.
Als ich Ende Mai dann schließlich aufbrach, wähnte ich mich dementsprechend gut vorbereitet. Dass ich aber in diesem Urlaub mehr denn je improvisieren musste, sollte ich recht bald erkennen – genauer gesagt bereits einen Tag nach meiner Abreise, als ich im CITTI-Park in Flensburg in letzter Minute knapp 3 Gigabyte über das örtliche WLAN herunterlud. Nachdem ich das nötige Kartenmaterial für mein Navigations-App endlich auf meinem Handy hatte, ging es aber auch schon weiter. Weiter Richtung Kopenhagen und weiter mit dem Improvisieren.
Wer von Deutschland aus nach Schweden mit dem Auto fährt, passiert im Vorfeld zwei Mautstellen. Zuerst die Storebælt-Brücke vor Kopenhagen und anschließend die Öresund-Brücke, die Dänemark und Schweden auf beeindruckende Weise miteinander verbindet. Erstere kann man allerdings auch umfahren oder aber zumindest rechtzeitig online ein günstigeres Kombi-Ticket für beide Brücken erwerben. Ich tat nichts von alledem und so zahlte ich an beiden Mautstellen bereits ein erstes Lehrgeld. Anschließend galt es noch den Zoll zu passieren, was entgegen der bisherigen Umstände allerdings reibungslos verlief, da ich mich frühzeitig um den europäischen Heimtierausweis und die nötige Tollwut-Impfung für meine Hündin gekümmert hatte.
Dann lag sie also endlich vor mir – die Öresundbrücke. Laut Wikipedia immerhin die längste Schrägseilbrücke der Welt. Beeindruckend – sollte man meinen. Allerdings war ich nach meiner Überfahrt doch ein wenig enttäuscht, denn ich fand weder einen ausgeschilderten Aussichtspunkt noch das passende Wetter, um sie zu fotografieren. An diesem Tag hatte ich das Gefühl, an einem Denkmal vorüberzufahren, ohne es entsprechend würdigen zu können.
Als ich abends schließlich totmüde und bei strömendem Regen auf der Suche nach einer Unterkunft die schwedische Westküste entlang fuhr, taten sich zudem erste Sprachbarrieren auf, denn ich wusste schlicht und einfach nicht, wonach ich suchen sollte. Ich war mitten auf dem Land und Hotels gab es weit und breit keine. Da ich kein Internet zur Verfügung hatte, galt es, prähistorische Methoden anzuwenden. Ich fuhr die Straßen ab, auf der Suche nach Schildern auf denen Worte wie „rum“ („Zimmer“) oder „pensionat“ standen. Allerdings führte mich das vorwiegend in bereits ausgebuchte Etablissements oder in einem Fall sogar zu einer Pension für Katzen. Die meisten Schweden, die ich traf, waren mir darüber hinaus auch keine große Hilfe, denn letzten Endes, allesamt eher wortkarg, verwiesen sie mich stets bloß an den nächsten Ort, den ich nicht einmal aussprechen konnte. Fündig wurde ich letztlich nur dank einer Gruppe Schweden, die ich beim Tanken antraf und die mich in bestem Englisch zum nächsten Golfclub lotsten, wo ich für umgerechnet rund 80 Euro im so genannten „Gårdshuset“ („Hofhaus“) die Nacht verbringen konnte. Das zweite Lehrgeld an diesem Tag. Ich trug es trotzdem mit Fassung, schließlich war ich wenigstens dem Regen, der immer wieder sporadisch einsetzte, entkommen und schlief zum ersten Mal seit meiner Abreise zwei Tage zuvor wieder in einem richtigen Bett.
Am nächsten Morgen brach ich so früh wie möglich auf. Mein nächstes Ziel hieß „Hovs Hallar“. Dabei handelte es sich um ein Naturreservat an der Westküste, von dem ich in einem Fotografie-Forum gelesen hatte und das angeblich einen Besuch wert sein sollte. Nach gut einer Stunde Fahrt erreichte ich den Ort schließlich, ging keine hundert Meter und war schlicht überwältigt. Was hier als Naturreserverat ausgeschildert war, war kein bisschen vergleichbar mit dem, was man in Deutschland bisweilen als solches deklariert. Die Klippe hinab blickten Tessa und ich auf eine atemberaubende Küstenlandschaft mit riesigen Felsbrocken. Wir waren beide sichtlich begeistert und so wanderten wir über vier Stunden das Meer entlang, bevor es schließlich hieß: Goodbye Westcoast, Hello Eastcost!
Mein Sprachkurs begann zwar erst am Tag darauf offiziell, doch vorher musste ich schweren Herzens noch Tessa in einer Pension in Mönsterås abgegeben. Felicitas, meine Sprachlehrerin, half mir netterweise auch hierbei frühzeitig und suchte nicht nur im Internet nach einer geeigneten Hundetagesstätte, sondern übersetzte auch am Tag vor meiner Abreise noch einen Brief an Mette, die Leiterin der Pension, in dem ich ihr ausführlich den Gesundheitszustand meiner Hündin schilderte und sie mit Medikation und Spezialdiät vertraut machte. Mette las sich den Brief direkt ausgiebig durch und freute sich trotz der ellenlangen Liste an Dingen, die sie zu beachten hatte, sichtlich über ihren neuen Gast und schickte mir auch die kommende Woche immer wieder Fotos von den Ausflügen, die sie mit Tessa und ihren anderen Gasthunden unternahm.
Während ich danach mit hunde-leerem Kofferraum Richtung Kalmar weiterfuhr, verspürte ich trotzdem ein bisschen Wehmut. Bei der Überfahrt nach Öland wich dieses Gefühl allerdings bereits der Vorfreude. Die Insel im Osten Schwedens war einst der Kornspeicher der ganzen Nation gewesen und so wunderte ich mich nicht über die vielen Windmühlen am Wegesrand. Worüber ich jedoch staunte, war die mediterrane Vegetation, die zusammen mit dem sonnigen Wetter, das auch bis zum kommenden Wochenende anhalten sollte, Urlaubsfeeling pur versprach.
Als ich abends schließlich herzlich von Felicitas und den anderen Mitschülern vor Ort empfangen wurde, war der Stress der Überfahrt bloß noch eine von vielen Geschichten, die man sich gemeinsam bei Kaffee und Tee auf der Veranda erzählte.
Hier gehts weiter: 4000 Kilometer - Mit Hund durch Schweden Teil 2
Johannes, Baujahr 90, lebt und arbeitet in Hanau. In seiner Freizeit geht er gemeinsam mit seiner Hündin Tessa gern an seine Grenzen. Mental wie geografisch. Zu seinen Hobbies zählen neben zahlreichen Sportarten vor allem das Reisen und Fotografieren. Seine Arbeiten veröffentlicht er unter dem Pseudonym Alpha Image auf Facebook.
Text und Fotos: Johannes Dittrich
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