Auf pinkcompass.de habe ich Carina Herrmanns Buch „Meerblick statt Frühschicht - Warum ich losreisen musste, um bei mir selbst anzukommen“ gewonnen (Danke dafür!). Da ich erst wenige Minuten vorher mit dem Lesen eines neuen Buches angefangen hatte, wollte ich es nur kurz durchblättern und dann erst nach dem anderen Buch lesen. Dazu kam es nicht.
Carina Herrmann - Die Autorin
Carina kehrte ihrem Leben in Frankfurt den Rücken und reist seit einigen Jahren ohne festen Wohnsitz um die Welt. Nebenbei baute sie sich ein erfolgreiches Onlinebusiness auf, veröffentlichte mehrere Ratgeber und Ebook Serien, hielt Vorträge und gab Seminare. Ihre Blogs richten sich hauptsächlich, aber nicht ausschließlich, an Frauen: Auf Pink Compass geht um das Reisen (allein) als Frau und Um 180 Grad ist ein Business-Blog für Frauen mit Ambitionen. Meerblick statt Frühschicht: Warum ich losreisen musste, um bei mir selbst anzukommen* ist ihr erstes Verlagsbuch.
Meerblick, Frühschicht, der Garten, und ich
Es ist Mai. Die Sonne brennt vom Himmel und ich liege mit ihr im Garten. Habe es mir gerade bequem gemacht und schlage das Buch auf, das meine Freundin mir geliehen hat. Ich will es schon seit Jahren endlich lesen. Da werde ich vom freundlichen Postboten erschreckt. Auf das Klingeln hätte keiner reagiert und bei dem Wetter seien doch wohl eh alle im Garten. Ich nehm´s ihm nicht übel, sondern die Post in Empfang. Darunter eine Büchersendung.
Einlesen und eindenken...
Schon während des Prologs wird mir klar, dass ich „Meerblick statt Frühschicht“ weiterlesen würde.
Carina beschreibt, wie es ihr in ihrem Job als Kinderkrankenschwester ging - was sie tat, was sie dachte, was sie fühlte. Ich konnte jeden ihrer Gedanken, jedes ihrer Gefühle nachvollziehen. Ich möchte die Arbeit als Physiotherapeutin nicht mit der einer Kinderkrankenschwester auf einer Onkologiestation vergleichen. Aber es gibt doch Dinge, die man einfach anders nachempfinden kann, wenn man mit Menschen arbeitet, die nicht „gesund“ sind.
Parallelen, Unterschiede und Erinnerungen
Auch nach dem Prolog, der mir so nah ging, finde ich mich in vielen kleinen Details des Buches wieder, was ich fast gruselig finde. Auch ich bin ja erst im letzten Jahr zu einer Auszeit aufgebrochen, musste durch Abschiede und Unsicherheiten durch. Quälte mich mit einer neuen Sprache und entdeckte, dass selbst Menschen deren Heimatländer nicht allzu weit entfernt von einander liegen, doch sehr unterschiedlich ticken.
Beim Lesen werde ich an mein Austauschjahr im amerikanischen Kansas erinnert. Und an die Abi-Zeit, in der ich mit einer lieben Freundin ausgiebig unseren Travel and Work Aufenthalt in Neuseeland plante, zu dem es schlussendlich nie kam.
So vergehen Stunden im Garten in denen mich Carina mit auf ihre persönliche Reise nimmt, kleine Geschichten erzählt und einen Einblick in „ihr“ Australien gibt.
Während sie "bei sich selbst ankommt", regt sie mich zum Nachdenken an. Ich finde neben vielen
Gemeinsamkeiten auch Punkte, die ich völlig gegensätzlich sehe oder fühle.
Erst als mir klar wird, wie sehr meine sonnenverbrannte Haut mich am nächsten Tag quälen wird, lege ich das Buch zur Seite. Allerdings nur, um mir ein schattigeres Plätzchen zum weiterlesen zu suchen.
Wer will schon nach Australien?!
Mich zog es noch nie wirklich nach Australien. Obwohl ich die Sonne liebe, wird es mir ab 30 Grad einfach zu heiß. Ich würde mich nicht als Nordlicht bezeichnen, aber eine gewisse Skandinavien- und Schwedenaffinität habe ich durchaus ;-) Und trotzdem verschlinge ich Carinas Beschreibungen.
Als es im Buch um To Do Listen geht, denke ich kurz an die Aufgaben, die ich mir für dieses
Wochenende vorgenommen hatte. Ich vergesse sie schnell wieder und besichtige stattdessen australischen Dschungel, Metropolen und die Great Ocean Road durch Carinas Augen. Komme mal im Hostel, mal
im Zelt unter, bin mit Bulli, Zug, Bus und Flugzeug in Australien unterwegs.
Herrlich ehrlich geht Carina mit Ängsten und Pannen um, die sie
auf ihrer Reise erlebt und beschreibt wie sie in mehreren Situationen an ihre Grenzen kommt. Und wie sie diese überwindet.
„Weniger planen, mehr leben.“ Ist mein Lieblingssatz im Buch.
Auch in den Gedanken im Hinblick auf „verschwendete Zeit“ und „du müsstest jetzt eigentlich…“, finde ich mich wieder. Manchmal ertappe ich mich beim Lesen dabei, wie ich zustimmend nicke oder mitfühlend die Augen schließe. Gut, dass mein jetzt schattigerer Platz einigermaßen sichtgeschützt liegt und mich niemand während des Dialogs mit dem Buch beobachten kann.
Ein Fazit oder so
"Meerblick statt Frühschicht" ist kein Buch, das du auf eine Reise mitnimmst. Es ist ein Buch, das dich mit auf die Reise nimmt.
Carina schreibt herrlich unkompliziert und lebendig. Mal spannend, mal traurig, mal witzig. Sie macht nicht nur Lust auf Australien, sondern auf das Reisen an sich und auch auf die Reise in dich.
Ich habe mich mit der Lektüre auf eine kleine Reise gemacht und viele Gedankenanstöße bekommen. Ich bin an nur einem kurzen Wochenende durch Australien und Asien gereist und Montag ganz entspannt nach diesem Kurzurlaub zur Arbeit gestokelt.
Danke dafür! Ein Buch, das Spaß macht und deshalb definitiv eine
Leseempfehlung!
Buchdetails
- Taschenbuch: 256 Seiten
- Verlag: Piper Verlag, erschienen am 2. Mai 2016
- Preis: 10 Euro
- ISBN-13: 978-3492308380
- Bei Amazon kaufen: Meerblick statt Frühschicht: Warum ich losreisen musste, um bei mir selbst anzukommen*
Text: Rike Jütte
Alle Fotos sind von Carina Herrmann und mit freundlicher Genehmigung genutzt.
Zum Weiterlesen:
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