Die hanseatische Backstein-Skyline Stralsunds kennen wir nur von Fotos. Denn wir besuchen die Ostseestadt im Winter. Dicker Nebel versperrt uns die Sicht.
Aber das ist in Ordnung. Denn Stralsund bekommt im Nebel ein mystisches, mittelalterliches Flair. Wir tauchen durch den Januarsnebel in die Geschichte, die Museen, und die kleinen Gassen der
alten Stadt ein.
Stralsund präsentiert sich gern als Meer- und Wasserstadt. Im Sommer tummeln sich die Menschen in der geschichtsträchtigen Innenstadt und rund um die Hafeninsel. Es wird gesegelt, geangelt, eine Hafenrundfahrt unternommen oder die Gorch Fock 1 bestaunt.
Was macht man nun aber als Wasserliebhaber im Winter in Stralsund? Einfach trotzdem abtauchen! Und zwar in die Museumswelt. In nur anderthalb Tagen Aufenthalt ist die Museums-, Galerien- und Ausstellungsvielfalt Stralsunds eigentlich nicht abzudecken. Einen Versuch haben wir dennoch unternommen und zumindest einige der Museen der Stadt unter die Lupe und die Linse genommen.
- Stralsund Museum und Spielkartenfabrik
Wir sind in den Museen durch die Geschichte der Stadt und Region und durch die Ozeane gereist.
Aber eigentlich muss man in Stralsund gar nicht unbedingt „hinein“ gehen, um Geschichte zu erleben.
Denn die gesamte Altstadt ist ein einziges großes Museum in sich. Sie sieht aus, wie sie es im Mittelalter und zur Blütezeit der Hanse tat. Und genau aus diesem Grund ist die historische Altstadt
Stralsunds (2002, gemeinsam mit Wismar) zum UNESCO Welterbe erklärt worden. (Darüber kannst du dich kostenlos im Olthofschen Palais, ganz nah am Alten Markt, informieren.)
Aber wir starten unsere Stralsund Erkundungstour eigentlich ganz wo anders: Natürlich am Hafen.
Beziehungsweise auf der Hafeninsel. Denn eine solche hat Stralsund seit 1865.
Den berühmten Ostseehimmel sehen wir nicht und auch die Cafés und Fischstände, die es wohl im Sommer gibt, bleiben uns verborgen. Dafür sichten wir etwas, dass wie ein gespenstisches
Piratenschiff aussieht. Es ist die Gorch Fock I.
1933 lief sie vom Stapel, jetzt hat sie in Stralsund festgemacht. Das einstige Segelschulschiff ist heute ein Museumsschiff, während ihre gleichnamige Schwester noch auf den Weltmeeren umhertingelt.
Nachbar der Gorch Fock ist das Ozeanum. Der Besuch dort war so einnehmend, dass er einen eigenen Beitrag erforderlich gemacht hat.
Hier gehts zum Bericht über das Ozeaneum und das
Meeresmuseum in Stralsund!
Von der Hafeninsel aus, zieht es uns in die Altstadt. Vorbei an mächtigen Mauern und wuchtigen Toren geht es in Richtung des Alten Markts. Dieser ist gesäumt von Kaufmannshäusern mit stolzen Fassaden und dem beeindruckenden Rathausensemble. Den im Sommer sehr belebten Markplatz, haben wir fast für uns.
Die drei Pfarrkirchen Stralsunds (St. Nikolai, St. Jakobi und St. Marien) sind alle in norddeutscher Backsteingotik gebaut und mit mittelalterlicher Handwerkskunst versehen. Als einzige in den
norddeutschen Hansestädten, verfügen sie noch über die historischen Orgelwerke.
Die St. Marienkirche ist ein besonders imposantes Bauwerk. Sie ist die größte der Stralsunder Pfarrkirchen und ihr Turm versteckt sich in 100 Metern Höhe im Nebel. 1802 brannte er ab, wurde aber
wieder aufgebaut. Die 366 Stufen nach oben versprechen den angeblich besten Ausblick über Stralsund. Wir sparen uns den Aufstieg. Wegen der Nebelsuppe.
Mittelalter Feeling haben wir trotzdem. Denn die Straßen und Gassen der Altstadt liegen immer noch wie damals angelegt. Dass das auch so bleibt, ist übrigens eine der „Welterbe-Bedingungen“.
Stralsund hat eine aufreibende Geschichte hinter sich. Pommern, Schweden, Preußen und andere hinterließen ihre Spuren, seit sie 1234 (schöne Zahl, oder?!) ihr Stadtrecht erlangte. Die Blütezeit
war definitiv die „Hansezeit“.
Und der Hafen scheint immer noch das Herz der Stadt zu sein: Viele der kleinen Gassen führen genau auf ihn zu. Ist ja auch kein Wunder. Was auch immer es damals gab, heute gibt es eine ganze
Menge Cafés, Restaurants, das Ozeaneum und die Gorch Fock I am Hafen und der Nähe dessen. Und den Blick auf die Rügenbrücke und den Ort Altefähr auf Rügen. Normalerweise jedenfalls.
Ganz in der Nähe des Hafens liegt der Scheelehof. Das Restaurant gehört zu den ersten Adressen, wenn es um gutes und teures Essen in Stralsund geht. Da wir zwar gerne gut, aber ungern teuer essen, entscheiden wir uns für etwas anderes: Fischbrötchen. Da haben wir schon die ganzen Tage, die wir an der Ostsee verbracht haben Japs drauf! Auf unseren wie Muscheln geformten Brötchen, garniert mit Salatblatt und Zwiebeln, genießen wir Bismarck-Hering.
Der Bismarck-Hering aus Stralsund ist übrigens der Originale. Warum? Weil er patentiert ist! Bismarck gab, nach einer Kostprobe, dem Stralsunder Kaufmann Wiechmann die Erlaubnis, dass er seine Art der Heringszubereitung nach ihm benennen darf. Der Fischhändler Henry Rasmus stellt ihn immer noch nach dem alten Traditionsrezept her. Uns ist die Geschichte lachs, wir finden ihn mit oder ohne sie lecker!
Mit dem Fisch in der Hand schlendern wir weiter durch die Stadt. Neben Kirchen, Klöstern und Kaufmannshäusern ziehen auch kleine Handwerks- und Künstlerläden, Werkstätten und Galerien an uns vorbei. Wir entdecken süße Gässchen, die Schwedenstraße und die schmucke Badstüberstraße, die als idyllischste aller Gassen der Altstadtinsel gilt.
Als es uns draußen zu kalt wird, beginnen wir doch noch uns Einiges von innen anzuschauen. Im ABC Antiquariat schmökern wir eine Runde und im Wulflamhaus, direkt am Alten Markt, schauen wir uns den typischen Aufbau des Hauses eines reichen Kaufmanns, dem Herrn Wulflam, an. Wir entdecken in großen, modernen Shoppingläden noch den Lichthof des einstmaligen Kaufhauses Wertheim und stellen uns im Rathaus vor, wie es wohl ausgesehen haben muss. Damals, als das Rathaus eigentlich noch mehr Kaufhaus war als heute, als es 40 Verkaufsparzellen und Stände dort gab, wo heute nur noch einige wenige, dafür viel größere, Läden untergebracht sind.
Zum frühen Abend kehren wir noch einmal ein. Gleich schräg gegenüber des Rathauses (Alter Markt 13) liegt das kleine Mandani. Dort gibts vor allem Kaffeespezialitäten und frische Waffeln (und Frühstück bis 13 Uhr!). Ausserdem kostenloses WLan.
Um zum Beispiel Tagesnotizen abzutippen oder neblige Stralsund Fotos zu teilen…
Mit Dank an die Tourismuszentrale Stralsunds, die diesen Beitrag unterstützt hat!
Text: Rike Jütte
Fotos: Arne Gerken und Rike Jütte
Das könnte dich auch interessieren:
Nichts mehr verpassen?!
Lies auf feedly oder bloglovin mit!