Schweden ist ein super Reiseland, egal mit welchem Fortbewegungsmittel. Aber ganz besonders eignet sich Schweden für eine Reise mit dem Auto, für Roadtrips und fürs Autocamping. Man kann mit dem Auto vom Süden bis ganz hoch in den Norden des Landes fahren. Stundenlang, ohne auf ein anderes Auto zu treffen.
Ich habe dir hier die Regeln und Pflichten für das Autofahren in Schweden zusammengefasst und gebe dir Tipps für das Autofahren im Winter und für Notfälle.
Schweden ist, vor allem nördlich, recht dünn besiedelt. Wegen des starken Winters sind die mehrbefahrenen Straßen aber trotzdem breit und gut ausgebaut. Die durch den Winter verursachten Straßenschäden werden erst im Frühling sichtbar, wenn der Boden wieder auftaut. Dann werden sie aber zumeist auch schnell wieder in Ordnung gebracht.
Staus sind in Schweden eher selten. Selbst in den Städten ist der Verkehr häufig durch große Kreisel, statt durch Ampeln geregelt. Und das funktioniert wirklich erstaunlich gut.
Obwohl der Verkehr im Großen und Ganzen sehr entspannt ist, gibt es doch ein paar Dinge zu beachten, wenn du mit dem Auto in Schweden unterwegs bist.
Regeln und Pflichten für das Autofahren in Schweden
In Schweden herrscht Rechtsverkehr.
Die Vorfahrt ist mit Schildern geregelt und eigentlich wie bei uns. Mit einer Ausnahme: Straßenbahnen haben immer Vorfahrt!
Wie bei uns auch, müssen Fahrer über 18 Jahre alt sein und einen gültigen Führerschein vorweisen können. Kleine Ausnahmen: Ab 16 Jahren darf ein A-Traktor gefahren werden, ein Auto mit 2 Sitzplätzen und einem rotes Dreieck hintendran. Wie in
Deutschland gibt es auch das begleitende Fahren für unter 18-jährige.
Die Fahrten über die Öresundbrücke, die Brücke in Motala und die Brücke in Sundsvall kostet eine
Gebühr. Und auch in Stockholm und Göteborg gibt es eine Art
Maut.
---
Infos zur Citymaut und zur Infrastrukturabgabe beim Überqueren der Brücken habe ich auch für dich gesammelt. Inklusive eines Tricks zum Umgehen der Maut der Sundsvallbrücke...
---
Halteverbot am Straßenrand wird durch eine durchgehende gelbe Linie angezeigt.
Zusätzlich zur Gurtpflicht, besteht die Pflicht zu jeder Tages- und Nachtzeit das Licht einzuschalten. Bei in Skandinavien verkauften Autos ist das schon automatisch so eingestellt ;-)
Kinder bis 7 Jahre müssen im Sicherheitssitz Platz nehmen.
Innerorts gilt normalerweise 50km/h, teilweise auch 30, 40, oder 60.
Auf den Landstraßen ist wegen der großen Wildunfallgefahr (vor allem durch Elche) das Geschwindigkeitslimit 70 oder 90km/h.
Auf den Autobahnen (circa 1500km sind ausgebaut,) ist die Höchstgeschwindigkeit 110km/h.
Wer sich beim Übertreten der Geschwindigkeiten erwischen lässt, dem drohen hohe Geld-, bis hin zu Gefängnisstrafen. Und auch wer mit zu hohem Promillegehalt (>0,2) unterwegs ist, wird hart
bestraft. In Schweden gibt es keine Toleranzgrenze. Selbst was das Falschparken angeht, gibts kein Pardon. (Unter 0,2 ist übrigens weniger als ein Bier, was viele sich
ja immer als Richtwert nehmen...)
Vom 1. Dezember bis zum 1. März sind Winterreifen Pflicht. (Mindestens) in dieser Zeit, solltest du auch immer eine Schaufel im Auto haben. (Um dir im Notfall den eingeschneiten Weg freischaufeln zu können. Hier mehr dazu.)
Die blauen Schilder mit einem M in der Mitte sagen dir: Beachte den Gegenverkehr und nutzte gegebenenfalls die auf das Schild folgende Ausweichstelle!
Stellen mit erhöhtem Wildwechsel sind mit den typischen Achtung Elch Schildern (oder auch Achtung Rentier) gekennzeichnet. Du kennst sie vielleicht als Souvenir ;-), aber in Schweden haben sie tatsächlich einen Sinn! Elche sind die gefährlichsten Tiere Schwedens, denn sie sind für die meisten aller Wildunfälle verantwortlich. Sie haben so lange Beine, dass selbst bei ganz hohen Autos ein Zusammenprallen mit einem Elch zum (oft über 600kg schweren) Elchkörper auf Windschutzscheibenhöhe endet!
Schwarze Plastiksäcke an der Straße
Beim Autofahren in Lappland (aber nicht nur dort!) kann es passieren, dass schwarze Plastiktüten auf Holzpfählen am Straßenrand befestigt sind. Dies ist ein Hinweis der Samen, dass sich ihre Rentierherden in dieser Region befinden. Bleib bremsbereit, wenn du die Tüten erspähst, denn es kann passieren, dass eins oder mehrere Tiere auf die Straßen laufen! Mehr dazu auch im Bericht Rentiere im Eichhörnchenland.
Zusammenfassung
- Gurtpflicht
- Lichtpflicht
- Geschwindigkeitslimits beachten
- Winterreifen von Dezember bis März
- Warndreieck, -weste dabeihaben
- Elchschilder und Rentiertüten beachten
Im Winter mit dem Auto in Schweden
Während halb Deutschland (ich eingeschlossen) durchdreht, sobald einige Schneeflocken auf der Fahrbahn liegen, und ab einer 1 cm dicken Schneeschicht akutes Verkehrschaos droht, sind Schnee und sogar Eis, auf den Straßen Schwedens ganz normal. So normal, das Winterreifen (also die ohne Spikes), das ganze Jahr über erlaubt sind. Schwedischer Winter ist eben wirklich Winter!
Einige schwedische Fahrer empfinden das Fahren auf Schnee als äußerst angenehm. Das hat unter anderem den Grund, dass es sich seltener um Schneematsch handelt, als eher um griffigen, festgefrorenen Schnee, oder pulverförmigen. Diese Schicht wird mit den Spikes-Reifen der schwedischen Autos angeraut und dadurch weniger rutschig. So ist es nicht unüblich, dass der Verkehr, auch auf einer Schneedecke, seinen gewohnten Lauf bei den üblichen Geschwindigkeiten, nimmt.
Da die normalen Winterreifen immer leistungsfähiger werden, verzichten einige Fahrer auf das Fahren mit Spikes. Andere wiederum schwören darauf und auf die Griffigkeit die dadurch erhöht wird. Auf der Tuev-Nord Webseite gibt es weitere Tipps zum Thema Winterreifen. Es ist nämlich nicht alles was "Winterreifen" heißt, auch für den skandinavischen Winter geeignet und es gibt für jede Region unterschiedliche Winterreifen-Empfehlungen, die sich vor allem auf die unterschiedliche Härte des Gummis beziehen! In Stockholm sind Reifen mit Spikes zum Beispiel verboten. Dort sind sie aber auch nicht notwendig!
Natürlich werden auch in Schweden die Hauptstraßen gesalzt/gesalzen und stellenweise wird auch Split gestreut, was ebenfalls für mehr Grip und einfach befahrbare Straßen sorgt.
Eins noch: Fahr immer mit ausreichend befülltem Tank los! Denn sollte der Fall eintreffen, dass du erst auf ein Räumfahrzeug warten musst, bevor du weiterfahren kannst, kann dir sehr kalt werden, wenn du nicht zumindest zeitweise den Motor laufen lassen kannst! Und wenn du in sehr abgelegenen Regionen unterwegs bist, werden eventuell auch die Abstände zwischen den Tankstellen größer...
Es ist sinnvoll, vor weiten Fahrten die Wettervorhersagen zu checken! Dann weist du zumindest ein bisschen, was dir bevorsteht!
--> yr.no
--> aktuelle Verkehrssituation in Schweden
Autowaschen im Winter?
Nö. Macht niemand. Wär auch nicht schlau, denn das frisch gewaschene Auto müsste danach mehrere Tage zum Trocknen warm gestellt werden. Sonst gefriert das Wasser an Stellen, wo man das nicht will.
So haben die meisten Waschanlagen in Schweden (und insgesamt oberhalb des Polarkreises) im Winter einfach grundsätzlich geschloßen!
Fahrzeugausrüstung fürs Autofahren im Winter in Schweden:
- Sind Feger, Wischer, Kratzer und eine Taschenlampe drin?
- Sind Starthilfekabel und Abschleppseil vorhanden und funktionstüchtig?
- Brauchst du Schneeketten? Sinnvoll bei hohen Steigungen!
- Sind die Scheibenwischer in Ordnung? (Ohne geht nicht!)
- Ist Frostschutz im Reinigungswasser? Und in der Kühlflüssigkeit für den Motor?
- Ist die Batterie neu genug und die Ladespannung der Lichtmaschine ausreichend (mind. 14,2V)?
- Ist eine Schaufel im Auto? (Hier kannst du lesen, warum du sie brauchst!)
- Hast du/brauchst du eine elektrische Motorheizung? (Ab -25 Grad springen viele Motoren schwerer an, da das Motoröl zu dick wird...)
- Hast du Zusatzscheinwerfer? Sie werden vorne montiert und gewähren eine weitaus bessere Fernsicht in der Winterdunkelheit.
- Hast du Handschuhe, warme Decken, Getränke und einen Snack dabei?
- Hast du einen Türschloßenteiser und Vaseline (um Gummidichtungen vor dem Einfrieren zu schützen)?
- Ist dein Handy geladen?
- Ist die Grundausstattung (alles was auch bei Nichtwinter im Auto sein muss) in Ordnung? Warnweste, Werkzeug, Messer, Tape etc!
Wenn diese Dinge bei der Tour mit dem Auto durch Schweden beachtet werden, kann der schwedische Roadtrip zum ganz besonderen Erlebnis werden.
Die Straßen sind gut beschildert und ansonsten hilft dir Kartenmaterial (schadet ja nie, welches dabei zu haben). Vor allem im Winter kann es passieren, dass die Schilder mit Neuschnee bedeckt und unleserlich sind. Also sollte man sich die geplante Strecke zumindest vorher mal auf einer Karte angeschaut haben.
Es nützt zu wissen, dass die Schilder häufig weit entfernte Städte, statt die nächstliegenden angeben. So sind in Umeå zum Beispiel Mo i Rana und Vaasa ausgeschildert, obwohl sie in Norwegen und Finnland liegen, hunderte Kilometer entfernt und, im Falle von Vaasa, durch die Ostsee von Schweden getrennt sind.
An allen schwedischen Tankstellen herrscht Selbstbedienung und häufig kann, wie so oft, nur(!) mit Kreditkarte bezahlt werden.
Die unzähligen Rast- und Grillplätze laden zum Pause machen ein. Es gibt neben Hotels auch Hostels und Jugendherbergern und auch kostenlose Übernachtungshütten. Toiletten finden
sich, gefühlt, alle 500m.
Nicht genug Infos? Dann schau doch mal auf der Seite der Schwedischen Straßenverkehrsbehörde vorbei!
Notfall oder Autopanne in Schweden
Da man ja doch nie weiß, was kommt, findest du hier die Nummern, die dir bei einer Panne oder in einem Notfall weiterhelfen:
Schwedische Notfallnummer: 112
Sie gilt für Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst.
Im Falle einer Autopanne, kann der “Assistancekåren”-Service angerufen werden:
020912912 (kostenlos innerhalb Schwedens) oder
004686275757 (normale Telefongebühren).
Checkliste Papiere für´s Autofahren in Schweden
- Ausweis
- Führerschein
- Europäische KV-Karte oder Auslandskrankenversicherung
- Mitgliedschaft Automobilclub, Zusatzversicherungen
Leserfragen
- Wir werden mit dem Flugzeug nach Schweden reisen, wollen dort aber mobil sein. Wo kann ich in Schweden Autos mieten?
--> Über alle gängigen Mietwagen-Firmen, meistens auch direkt am Flughafen.
Winterreifenpflicht in Schweden für Fahrzeuge über 3,5 t zGG (Wohnmobil):
- Zählen zu den von Ihnen genannten "Winterreifen" auch Ganzjahresreifen, wenn diese einen Aufdruck "M+S" tragen? Sind auch diese dann zulässig oder müssen es eben die "reinen" Winterreifen sein?
- Sind Reifen mit Spikes verpflichtend in der Reisezeit bis 31. März?
--> Winterreifenpflicht besteht allgemein vom 1. Dezember bis zum 31. März, und/oder wenn "winterliche Wegverhälnisse herrschen" (Eis, Schnee, Frost, Schneematsch). Die Entscheidung triff im Zweifelsfall die Polizei.
Winterreifen sind Reifen, die den Aufduck m+s oder das Schneeflocken- oder Alpinsilouette-Symbol tragen. Spikes sind nicht Pflicht.
Mindest Profiltiefe beträgt 3mm für Pkw, 5mm für 3,5 Tonnen +.
Grundsätzlich sollte man vorsichtig sein und sich nicht dazu verleiten lassen, so zu fahren wie die örtliche Bevölkerung. Sie hat sehr viel mehr Erfahrung mit den winterlichen Strassenverhältnissen und meist viel winterfestere Reifen als sie in Deutschland handelsüblich sind.
Recherchiert beim "Transport Styrelsen", etwa: Schwedisches Infratrukturministerium...
Schweden und Skandinavien Reiseführer Empfehlungen*
...Buchempfehlungen für Wohnmobil-Fahrer*
Gute Fahrt!
Text und Fotos: Rike Jütte
Hast du Fragen, weitere Tipps oder Anmerkungen für eine Autoreise nach Schweden? Nutze einfach die Kommentare dafür!
Zum Weiterlesen:
Das Jedermannsrecht in Schweden
Ein Wintertag auf Holmön (mit Video)
Infos zur Maut in Schweden (und wie man sie umgeht)
Aurora borealis - Nordlicht in Schweden
Nichts mehr verpassen?! Lies auf feedly oder bloglovin mit!