In Schweden gibt es nicht nur Bären, sondern auch Beeren. Und diese im Überfluss. Schwedens Beerenwelt ist vielfältig und es gibt tatsächlich einige Sorten, von denen ich vorher nie gehört hatte. Viele von ihnen sind essbar und das Beeren sammeln macht großen Spaß. Da wir schon so einige Stunden auf „Beerenjagd“ verbracht haben, möchte ich dir einen Überblick geben.
Beeren in Schweden
Das schwedische Jedermannsrecht erlaubt viele Dinge, die in anderen Ländern ganz oder teilweise verboten sind. So ist zum Beispiel das Beerenpflücken erlaubt, wenn sich diese nicht auf einem Privatgrundstück befinden. Das habe ich nicht nur im Sommer, sondern auch noch bis weit in den schwedischen Herbst hinein ausgenutzt: Ich bin mit Eimern, Körben, Schälchen und Beerenkamm losgezogen und habe kiloweise essbare schwedische Beeren nach Hause gebracht. Rote Beeren, blaue Beeren, orangene Beeren - Waldbeeren, und Moorbeeren.
Da der Fuchsbandwurm auch in Skandinavien so langsam Einzug hält, kannst du deine beerige Beute vor der weiteren Verwendung abkochen oder zumindest gründlich waschen.
Beeren waren für mich von Anfang an "typisch schwedisch". Aber welche Beeren gibts denn nun in Schweden?
Blaubeere - Blåbär
Blaubeeren sind in ganz Schweden verbreitet und bedecken mehr als 15% der Landfläche. Sie blühen von Mai bis Juni und werden ab Juli geerntet. Es ist erlaubt, Blaubeeren mit einer Art Kamm zu ernten, was die Ernte einigermaßen leicht und schnell macht.
In Schweden sind Blaubeeren nichts besonderes, sie werden roh, zum Beispiel in Müsli oder Dickmilch zum Frühstück gegessen, in Desserts verarbeitet oder zu Blaubeersuppe gekocht. Sie schmecken
als Marmelade oder Saft besonders gut in der Kombi mit roten Johannisbeeren.
Eine Variante der Blaubeeren, die Huckleberries sind weniger verbreitet, aber auch zu finden.
Geballte Blaubeer-Infos (und das Rezept für leckeren Fensterwein!) findest du im Beitrag Blaubeeren in Schweden.
Und noch viel mehr Blaubeer-Rezepte findest du bei Michaela vom Mahtava!-Blog im kostenlosen Rezepte E-Book: Mein Blaubeersommer.
Preiselbeere - Lingon
Wie auch die Blaubeeren, wachsen die Preiselbeeren wild und sehr flächendeckend. Sie werden kaum angebaut. Sie sind ja eh da. Sie mögen gemäßigtes Klima und wachsen bis weit in den Norden. Sie sind häufig die letzten Beeren die geerntet werden: Im August und September. Sie werden selten roh gegessen, sind aber eine häufige Beilage (vor allem zu Fleischgerichten). Preiselbeeren sind sehr gesund und das Trinken ihres Saftes hilft Blasenentzündungen zu lindern.
Erdbeere - Jordgubbe
Die Erdbeere, das schwedische „Erdmännlein“, wird zum Teil schon im Juni reif. Spannender als diese Erdbeere finde ich aber folgende:
Walderdbeere - Smultron
Sie ist viel kleiner, dafür aber weitaus aromatischer. Sie wächst zwar fast im ganzen Land, aber kaum einer kennt mehr als eine „Smultronställe“. Und wer eine kennt, der verrät sie nur an wenige und sehr gute Freunde weiter. Der Begriff steht in Schweden nicht nur für den Platz, an dem die süßen, kleinen Dinger wirklich wachsen, sondern auch für einen Lieblings- oder Geheimplatz. Einen Platz an dem man sich so richtig wohl fühlt und gern ist/isst. Süß oder?
Brombeere - Björnbär
Die Brombeere ist der Bär unter den Beeren. Denn die deutsche Übersetzung lautet Bärenbeere. Da sie eher milderes Klima bevorzugt, ist sie hauptsächlich im Süden, jedenfalls kaum oberhalb von Stockholm vertreten. Die Brombeere wird zu Desserts, Marmeladen und Likör verarbeitet und reift eher im Spätsommer.
Stachelbeere - Krusbär
Die gekreuselten Blätter geben der Beere in Schweden ihren Namen: Krus heißt kraus oder lockig. Die lockigen Beeren gibt es vor allem im Süden und sie kommen in rot, gelb oder grün daher. Im Geschmack variieren Stachelbeeren von süß bis sauer, je nach Standort und Reife.
Johannisbeere - Vinbär
Johannisbeeren gibt es, wie bei uns, in rot (röda vinbär) und schwarz (svarta vinbär). Während die roten eigentlich überall (selbst in der Stadt) herumstehen, braucht es ein bisschen Geschick, um die wilden Sträucher mit schwarzen Johannisbeeren zu finden. Beide werden, auch wegen ihres hohen Vitamin C Gehalts, überall in Schweden angebaut. Aus ihnen wird ebenso häufig Marmelade, wie Gelee hergestellt, wenn sie nicht gleich frisch und roh verzehrt werden. Cassis-Likör ist eine weitere Variante, für die die schwarzen Johannisbeeren benutzt werden.
Eine Sonderform, die weiße Johannisbeere, ist eine Mutation der roten, bei der der Farbstoff fehlt. Sie ist seltener.
Johannisbeeren sind ab Juli reif, vor allem im Norden sollte man aber bis August mit dem Pflücken warten.
Himbeere - Hallon
Na gut, Himbeeren sind auch bei uns bekannt. Sie werden in Schweden angebaut, wachsen aber auch wild überall. Himbeersträucher bevorzugen Halbschatten und sind zum Teil ab Juni reif. Die schönsten gibt es aber in Juli und August und die letzten sogar noch im September. Himbeeren sind vor allem in Marmeladen oder Saft beliebt. Ich ess sie am liebsten pur, oder als Marmelade in Kombi mit Walderbeeren. Es git eine Marmelade die „Drottningssylt“ (Königinnenmarmelade) gennant wird: Sie besteht zur Hälfte aus Him-, zur Hälfte aus Blaubeeren.
Und die ganz, ganz schwedischen Beeren...
Die meisten der folgenden Beeren sind eher selten und manche wachsen in Moorgebieten, wodurch sie schwer zu ernten sind. Das ist auch der Grund, warum die Preise für sie wesentlich über denen der anderen Beeren liegen. Aber zu diesem Thema gibt es im nächsten Post noch mehr zu lesen.
Moosbeere - Tranbär
Die Moosbeere wächst in moorigen Gebieten und ist rot. Sie wächst auf fast jedem Moor Skandinaviens und ihre Ernte, ab September-Oktober, ist dementsprechend recht mühselig. Moosbeeren sind leicht sauer und schmecken am besten, wenn sie den ersten Frost abbekommen haben. Sie werden gern zu Wildgerichten gereicht und allgemein ähnlich wie Preiselbeeren verwendet. Mehr Infos zur Moosbeere!
Steinbeere - Stenbär
Die Steinbeere mit ihren leuchtend roten Früchten wächst gern auf kalkhaltigem Boden und im Kühlen. Eine Pflanze trägt bis zu drei Beeren, oft aber nur eine einzige. In Schweden werden sie zu Gelee verarbeitet.
Moltebeere - Hjortron
Die Moltebeere ist besonders im Norden Schwedens beliebt und verbreitet. Die Früchte sind erst grünlich, dann rosa, dann gelborange. Sie sind sehr weich und schwer zu pflücken.
Die Marmelade die aus ihr hergestellt wird, Hjortronsylt, wird zu Waffeln oder Eis gegessen. Sie hat einen sehr speziellen Geschmack und ich gebe zu, dass sie mir von allen Beeren am wenigsten
schmeckt. Aber für die meisten anderen ist sie eine Delikatesse. Die Moltebeere ist das Wahrzeichen Lapplands oder auch „das Gold Lapplands“.
Aus Deutschland war mir die Moltebeere nicht bekannt, aber irgendwo in Norddeutschland soll es einige Vorkommen geben. Diese sind aber geschützt.
Ackerbeere/Arktische Brombeere - Åkerbär
Diese Beere mag es noch kühler als die meisten anderen: Sie wächst hauptsächlich oberhalb des 60. Breitengrades. Die Ackerbeere ist dunkelrot bis schwarz und schwierig zu ernten. Angeblich schmeckt sie umso besser, desto nördlicher sie wächst. Die Schweden stellen aus ihr Marmelade her, während die Ackerbeere in Finnland für Likör verwendet wird. Sie wächst gern mageren Waldränder und Wegsäumen.
Weitere Beerensorten in Schweden
Kirsche - Körsbär
Kirschen werden in Schweden zu den Beeren gezählt, obwohl sie im botanischen Sinn keine Beeren sind. Sauerkirschen heißen Surkörsbär.
Krähenbeere - Kråkbär
Die Krähenbeere ist ein immergrüner Zwergstrauch (bis 60cm) der zu den Heidekrautgewächsen gehört. Sie mag nördlich-gemäßigte Regionen und tritt als großflächige Krähenbeerenheide in unbewaldeten Gebieten auf. Sie enthält doppelt so viel Vitamin C wie die Blaubeere und wird in Skandinavien gern zu Kompott oder Saft verarbeitet.
Eberesche - Rönnbär
Die Eberesche gehört zu den Kernobstgewächsen - ihre Früchte erinnern an kleine knallrote Äpfel. Die Pflanze ist sehr anspruchslos, was Bodenbeschaffenheit und Standort angeht und in ganz Europa verbreitet. Ihre Beerenfrüchte reifen von August bis September und hängen noch bis in den Winter hinein in dicken Trauben zusammen. Sie sind sehr Vitamin C haltig und machen (nach dem ersten Frost gepflückt) ein leckeres Gelee oder gesunden Saft.
Hagebutte - Nypon
Die Hagebutte ist die Frucht der Rose. Aus ihr wird in Schweden Mus oder Marmelade, Tee und Likör gemacht. Wie schon bei den Blaubeeren, gibts auch bei den Hagebutten eine Suppe. Die Nyponsoppa
wird als Dessert oder Zwischenmahlzeit gegessen.
Sanddorn - Havtorn
Sanddorn ist ein Ölweidengewächs das bis zu 6 Meter hoch wachsen kann, bevorzugt auf kalkhaltigem Kies- oder Sandboden. Die Blütezeit reicht von März bis Mai und von August bis Dezember trägt der Sanddorn Früchte. Die stark Vitamin C haltigen gelb-orangen Beeren werden zu Getränken, Nahrungsmitteln und Pflegeprodukten verarbeitet.
Wacholderbeere - Enbär
Wachholder kommt eigentlich auf der gesamten nördlichen Halbkugel vor. Meistens als Busch. Einige Unterarten sind jedoch auch Bäume, die über 30m hoch wachsen. Entgegen der meisten anderen Beeren in der Liste, wird Wachholder überwiegend als Gewürz (zum Beispiel zu Sauerkraut) oder als Schnapszutat (Gin und Genever) genutzt.
Wie du liest, hat Schweden in Sachen Beeren einiges mehr zu bieten als meine deutsche Heimat. Durch das Jedermannsrecht kann jeder die Beeren pflücken und für den Eigenbedarf verwenden.
Buchempfehlungen* zur Bestimmung von gesammelten Beeren
Um Beeren zu bestimmen und sicher unterscheiden zu können, können Bücher hilfreich sein. Unbedingt empfehlenswert:
Weitere:
Was man dann mit den gesammelten Beeren anstellen kann, kannst du zum Beispiel im riesigen "Nordic das Kochbuch" von Magnus Nilsson nachlesen. Hier gehts zu meiner Rezension: Küche meets Kultur - Nordic das Kochbuch und hier findest du Nordic - Das Kochbuch auf Amazon.
Fleißige Beerensammler, die nicht für den eigenen Verbrauch unterwegs sind, können die gepflückte Ernte auch an Groß- und Zwischenhändler verkaufen. Dies macht allerdings kaum jemand, der dauerhaft in Schweden lebt. Im zweiten Teil geht es darum, wer die ganzen Beeren pflückt, und was die Schattenseiten des Beerenpflückens sind.
Text: Rike Jütte
Fotos: Rike Jütte und Arne Gerken
Zum Weiterlesen
- Die Schattenseite des Beerenpflückens
- Wildkräuterbratlinge selbst machen
- Schnelles, leichtes, kleines Frühstück auf Wanderungen
- Nordic das Kochbuch: Küche meets Kultur
- Rezept: Schwedische Zimtschnecke (Kanelbullar)
Danke fürs Lesen!
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