Seit dem letzten Jahr ist Segeln ein Thema für mich. Ich war einige Male mit auf Booten unterwegs. Nicht nur in Schweden, sondern auch in Norwegen und Russland. Das ganze Thema ist spannend, auch wenn ich zugeben muss, dass ich vieles noch nicht verstehe. Um etwas mehr „reinzukommen“, habe ich angefangen Bücher zu lesen und Filme zum Thema zu schauen.
Besonders beeindruckt hat mich das Buch A Voyage for Madmen. So sehr, dass ich mir gleich nach dem auslesen, den Film dazu, Deep Water, anschaute. Ich stell euch hier
beide vor.
Die Story
Grundlage für Buch und Film war das Around the World - Segelrennen, das Golden Globe Race, der Sunday Times. Es fand im Jahr 1968 statt. Einer Zeit, in der es weder ausgefeilte GPS-Systeme, noch Satelliten-Telefone gab.
Neun Segler entschlossen sich, einen Weltrekord zu brechen: Single-handed (das bedeutet, es gibt nur einen Segler an Bord), sollte eine Weltumseglung stattfinden. Nonstop, ohne Halt zwischendurch. Auch nicht um etwas zu reparieren oder Versorgungsnachschub zu besorgen.
Von den neun teilnehmenden Männern, kam nach zehn Monaten nur ein einziger über die Ziellinie. Den anderen kamen ihre Persönlichkeit, irreparable Bootsschäden, Unkenntniss, Krankheit, Wahnsinn und sogar Tod dazwischen.
Das Buch "A Voyage for Madmen"
Autor Peter Nichols beschreibt in A Voyage for Madmen* die individuellen Geschichten der Männer und ihrer Familien. Er hat dafür ausführlich recherchiert. In Zeitungen und Fernsehberichten der damaligen Zeit und auch in den Aufzeichnungen der Teilnehmer selbst. Er stellt jeden einzelnen vor, was bei mir am Anfang für etwas Verwirrung gesorgt hat. Aus welchem Land kam der nochmal? Wie hieß dessen Boot? Aber mit dem Weiterlesen wurde der Überblick besser und ab der Mitte des Buches liegt der Fokus nur noch auf einigen wenigen Charakteren.
Mit eindrucksvollen Worten geht Nichols auf die Hintergründe und Träume der Männer ein, beschreibt einfühlsam ihre Ängste. Dabei ist er empathisch und oft humorvoll. Dass Nichols selbst
über eingehende Segelerfahrungen verfügt, merkt man zwar deutlich, er lässt es aber nicht durch übermäßigen Fachbegriffsgebrauch raus. Auch Segler-Laien können alles gut nachvollziehen. Man muss
nicht jedes Wort verstehen. Die Menschen und ihre Erfahrungen stehen im Vordergrund.
Obwohl es sich um „echte“ Geschichten handelt, schafft es der Autor, dass sich das Buch wie ein Roman liest. Er schreibt so brilliant, wahrscheinlich könnte er selbst ein langweiliges Thema noch spannend erscheinen lassen.
Ich konnte A Voyage for Madmen kaum aus der Hand legen, so sehr wollte ich wissen, wie es für die Männer weiterging!
Der Film "Deep Water"
Der Film ist von 2006 und geht 92 Minuten (Direction: Jerry Rothwell und Louise Osmond). Er wurde 2007 für den British Independent Film Award und 2008 für den Cinema Eye Audience Choice Prize nominiert. Ausgezeichnet wurde er als Best Documentary beim Rome Film Fest 2006 und mit dem SDFCS Award (Best Documentary) bei den San Diego Critics Society Awards 2007.
Obwohl es sich eindeutig um eine Dokumentation handelt, ist Deep Water* zur gleichen Zeit Abenteuerfilm und Tragödie. Es ist die Geschichte Donald Crowhursts, der am Around the World Segelrennen als Amateursegler teilnahm. Der Film berichtet über die Hintergründe der Teilnahme, die Vorbereitungen und schließlich über das Rennen selbst.
Tilda Swinton übernimmt die Erzählstimme des Films, der hauptsächlich aus Originalmaterial zusammen geschnitten ist. Originalfilme, -fotos und -tonaufnahmen der Teilnehmer werden mit Zeitungsausschnitten und Interviews von damals gemixt und durch neue Interviews ergänzt.
Interviewed werden unter anderem Clare Crowhurst (Donalds Ehefrau), Simon Crowhurst (sein Sohn), Santiago Franchessie (Coast Guard Südamerika), Ted Hynds, Donald Kerr, Robin Knox-Johnston und Françoise Moitessier de Cazalet (Ehefrau Bernard Moitessiers).
Die schönsten Filmaufnahmen hat der Franzose Bernard Moitessier während des Rennens von seinem Boot aus gemacht.
Fazit. Oder so.
Ich habe das Buch A Voyage for Madmen gelesen kurz bevor ich den Film Deep Water schaute. Wahrscheinlich ist der Film spannender, wenn man weniger zum Rennen weiß, das Buch nicht gelesen hat und also den Ausgang des Rennens nicht kennt. Trotzdem fand ich den Film beeindruckend. Der Druck, unter dem die Teilnehmer standen, wird sehr deutlich. Ebenso die Leistungen, die sie auf dieser gefählichen Reise um die Welt vollbringen.
Im Gegensatz zum Film, liegt der Fokus des Buches nicht hauptsächlich auf einem der Teilnehmer, sondern erzählt mit unglaublichem Erzählfluss, auf gewitzte Art und immer emotionsanregend, die Geschichten aller Golden Globe-Segler. Das Interesse des Autors an der Geschichte, seine Faszination und Anteilnahme, wird in Schreibart und durch die gründliche Recherche deutlich. Obwohl es eine deutsche Version gibt, habe ich das Buch auf englisch gelesen (bei Übersetzungen geht ja doch immer einiges verloren).
Buch und Film erzählen eine spannende und aufreibende, aber auch traurige Geschichte. Es geht um die Schicksale von Menschen, deren Erwartungen, deren Erfolge. Und auch um deren Scheitern.
Mehr noch als das Buch, hinterließ der Film einen faden Geschmack im Mund und ließ mich den gesamten Abspann schweigend und nachdenklich vorm Bildschirm sitzen.
Aber so ist das mit Geschichten. Bei manchen lacht man und bei anderen weint man. Bei dieser Geschichte gibt es von beidem etwas. Ich empfehle beide weiter, Buch und Film.
Amazonlinks*:
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- Aus dem Segeltagebuch... (2017)
- Die Insel mit dem Leuchtturm
- Segeltrip 2015: Zusammenfassung der Skandinavien Umsegelung
- Survival Suit up! Wir testen Überlebensanzüge
Danke fürs Lesen!
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