Surströmming - Gammliges im August.

Surströmming. Gammliges im August.

 

Was dem Einen eine Spezialität, ist dem Anderen ein Graus. "Surströmming" ist schwedisch und bedeutet "saurer Hering". Aber nur sauer ist dieser spezielle Hering nicht! Er durchläuft monatelange Gärprozesse, die sogar in der Dose noch anhalten, bevor er bei besonders mutigen Essern auf den Tisch kommt.

Surströmming - Was ist das, wie wird das gemacht und wie kommt man bloß auf sowas?!

Eigentlich ist Schweden ja für seine Fika-Traditionen und feines Gebäck berühmt (Zimtschnecken und so). Aber nicht alles traditionell-schwedische Essen ist süß und lecker:

 

Es ist soweit. Dieses Wochenende rümpft Schweden seine Nase...

 

Der Grund dafür ist das traditionellen Surströmming-Essen. Was ist das überhaupt und wie wird die gammlige Leckerei hergestellt?

 

Im Frühjahr werden in der Ostsee Heringe (Strömming) gefangen. Vor allem an der Küste Norrlands. Die Heringe werden den Sommer über in Salzlake eingelegt und beginnen in dieser zu gären und zu fermentieren.

 

Im Juli, einen Monat vorm Verkaufsstart, wechselt der Fisch in eine Konserve. Und in dieser gärt er weiter vor sich hin. So sehr, dass sich die Dose, unten wie oben, wölbt. Entstanden ist diese Machart irgendwann im 19. Jahrhundert, aus dem Bedürfnis nach Haltbarkeit. Vor allem, um für abwechslungsreiche Ernährung auf langen Schiffsreisen zu sorgen.

 

In Schweden gilt die Fischspeise als Delikatesse und Nationalgericht. Sie ist typisch schwedisch.  Trotzdem nehmen nur wenige Touristen Surströmming mit nach Hause. Mit Ausnahmen aus Japan: Denn dort isst man auch andere fermentierte Lebensmittel gern.

 

Traditionell werden die gewölbten Dosen ab dem dritten Donnerstag im August verkauft und ihr Inhalt, zusammen mit Milch, Schnaps oder Bier, verzehrt.

 

Meistens draußen. Denn der Geruch, der aus den Dosen aufsteigt, ist nichts für schwache Nerven. Er bringt verwirrte Kinder zum weinen, lässt gierige Hunde zurückweichen, sorgt für Streit unter Nachbarn und Kündigungen der Wohnung.

 

Jeder Schwede hat seine eigene Surströmming-Geschichte zu erzählen.

 

Das Ganze geht so weit, dass zwei große Airlines (British Airways und Air France), den Transport ausdrücklich verbieten. Aus Angst, die Dosen könnten explodieren und der Geruch sich im Flugzeug ausbreiten.

 

Und trotz allem: Vielen Schweden läuft das Wasser im Mund zusammen, wenn sie den typischen Geruch des gammligen Surströmmings in die Nase bekommen und den rosigen Fisch in der Dose sehen...

 

Surströmming mit Kartoffeln und Gemüse auf dünnem Brot.
Surströmming mit Kartoffeln und Gemüse auf dünnem Brot.

Hast du dich getraut?

Klar!


Ganz typisch gibts zum Surströmming dünnes Brot und gekochte Kartoffeln. Das Brot wird dick mit Butter betrichen (ich cheate mit Creme fraiche, auf Grund meiner Butterphobie), dann mit Kartoffeln, Tomaten- und Gurkenstückchen und Zwiebeln belegt und zum Schluss mit Fisch und Kräutern garniert.


Der Geschmack lässt mich nicht jauchzen, aber er ist nicht so schlimm, wie ich erwartet hatte...


Mit dem Geruch verhält es sich anders: Der ist grauenvoll! Beim Öffnen der Dosen ging es noch und beim Essen auch. Das fand nämlich alles draußen statt. Aber beim Hineintragen des Geschirrs, also dem Betreten eines geschlossenen Raumes, überkam mich doch starke Übelkeit. Der Mief verteilt sich sofort und bleibt hartnäckig im Zimmer.

Mein Fazit

Suströmming. Nicht das Beste, aber auch nicht das Schlechteste, würd ich sagen. Solange alles was damit zu tun hat draußen stattfindet, geht es.

 

Aber die schwedische Delikatesse ist sicherlich nichts für empfindliche Menschen...

Infos und Rezepte findest du auch im Standartwerk zur skandinavischen Küche von Magnus Nilsson. Hier gehts zur Buchrezension Nordic das Kochbuch. Und wenn du Hering lieber in der "Light-Version" verspeist, geht's hier entlang zum Rezept für Hering á la Garten. Wenn du eh viel lieber was Süßes isst, dann schwing dich rüber zum Thema Fika. Oder magst du mal Grünkohl nach schwedischer Art probieren?

Text und Fotos: Rike Jütte

Danke fürs Lesen!

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