Schwedisches Fika - Was isn das?

Schwedisches Fika. Was ist das?

 

Fika. Das ist ein Wort, welches du in Schweden schon beim ersten Besuch mehrmals täglich zu hören bekommen wirst. Fika gehört zum täglichen Leben. Privat und beruflich. Und Fika ist ein Stück schwedischer Lifestyle. So hat "Fika" es auch gleich zu Beginn meiner Zeit hier in Schweden in die Typisch schwedisch - Top Ten geschafft.

Schwedische Fika Szene: Rotes Holzhaus, Blümchen, Kaffeetassen und Nordica Kaffeekanne

Die Bedeutung von Fika

 

Wenn dich ein Schwede fragt: "Vill du fika?", dann steckt da nichts Anzügliches dahinter. Es ist eine Einladung, eine Verabredung. Er oder sie möchte schlichtweg mit dir einen Kaffee trinken. Und plaudern. Und dazu eine Kleinigkeit essen. Eine gemütliche Pause machen.

 

Fika ist also eine Kaffeepause, ein Kaffeekränzchen, ein Treffen zum gemeinsamen Kaffee trinken.

 

Man trifft sich täglich, manchmal auch mehrmals, zum fika. Egal zu welcher Zeit, meistens aber zwischen den Mahlzeiten (also mindestens einmal am Vormittag und einmal am Nachmittag). Das gehört einfach dazu. Der schwedische Rhythmus schreibt regelmäßige Fika-Pausen quasi vor. Ob während der Arbeit oder am Abend. Am Wochenende sowieso.

 

Fika ein soziales Event. Man trifft sich, um sich auszutauschen und zu plaudern. Um Zeit miteinander zu verbringen. Fika ist ein gesellschaftliches Event, kann zum lockeren ersten Date dienen oder zum Teambuilding auf der Arbeit.

 

Um den Begriff "Fika" hat sich eine gewisse Aura gebildet. Er beschreibt ein Konzept, ein Gefühl und ist zum nationalen Heiligtum geworden. Es gibt verschiedenste Traditionen, Rituale und Geschichten, die sich um´s Fika drehen. Und obwohl ja auch in anderen Ländern Kaffeepausen gemacht werden (in Finnland wird Fika ganz ähnlich zelebriert wie in Schweden!), hat Schweden sich zur Fika-Nation aufgeschwungen und beansprucht den Begriff fasst für sich allein. Viele Schweden sehen das Wort Fika sogar als unübersetzbar an.

 

Ähnlich wie das dänische hygge und das finnische sisu, ist fika ein hipper Begriff geworden. Kein Skandinavienfan kommt um diese Begriffe herum. Zu all diesen Themen gibt es mittlerweile Bücher. So auch zum Thema fika. Und sie beschränken sich nicht allein auf Rezepte, sondern in ihnen wird fika zum Lifestyle.

Woher kommt das Wort Fika?

 

Im neunzehnten Jahrhundert war es hip, die Silben von Wörtern zu verdrehen. Back slang nennt sich das. So wurden die Silben aus dem früher verwendeten Wort kaffi (heute kaffe), verdreht. So wurde Ka-fi zu fi-ka. Und das hat sich gehalten. Fika ist so typisch schwedisch, weil es aus dem Alltag einfach nicht wegzudenken ist. Es wird als Verb, wie auch als Nomen verwendet, und es gibt im schwedischen sogar den Ausdruck "sich nach Fika fühlen/kaffeedurstig sein" (so etwa, das Bedürfnis nach Kaffe haben):

 

vara fikasug

Auswahl schwedischer Kuchen und Torten

Was wird gereicht?

 

Bestandteil vom Fika ist normalerweise Kaffee (die Schweden lieben ihren Kaffee: Durchschnittlich trinkt jeder einzelne 1200 Tassen pro Jahr!) und unbedingt auch eine Kleinigkeit zum Essen. Manchmal was Deftiges, meistens aber Süßes. Kekse oder anderes Gebäck, kanelbulle (Zimtschnecke) oder Schoko-Bällchen. Früher war das Kaffetrinken eine Art Wettbewerb: Eine wirklich gute schwedische Hausfrau reichte mindestens sieben verschiedene Sorten Kekse oder Kuchen zum Kaffee: Sju sorters kakor. Den gleichen Namen trägt auch eines der berühmtesten schwedischen Backbücher, dass mittlerweile in vielen Auflagen erschienen ist.

Traditionelle Fika Leckereien

Das allertypischste Fika besteht aus Kaffee und einer Zimtschnecke. Aber es gibt noch viel mehr traditionelle Leckereien:

  • bulle jeglicher Art: kanelbullar, vaniljbullar, kardemummabullar ... (Zimtschnecke, Vanilleschnecke, Kardamomschnecke ...)
  • kladdkaka (klebriger Schokokuchen)
  • drömmar (Kekse)
  • prinsesstårta (Schichttorte)
  • mandeltårta (Mandeltorte)
  • havrekex/Havreflarn (Haferkekse)
  • chokladbollar (Schokokugeln mit Kokosüberzug)
  • arraksbulle (einer Rumkugel ähnlich)

Mehr über traditionelles schwedisches Fika kannst du hier lesen: Traditionelles Fika in Göteborg und Café-Empfehlungen. Ich habe mich durch eine Handvoll Göteborger Cafés und Konditoreien hindurch geschlemmt und kann einige Empfehlungen geben!

Typische Fika Leckereien:

 

Fast jeder Schwede hat ein paar Kleinigkeiten zu Hause. Für den Fall, dass jemand zum Fika vorbei schaut. Oft sind die Süßigkeiten und Teilchen für´s spontane Fika aus dem Supermarkt. Sie werden normalerweise auf schönem Geschirr angerichtet und nicht direkt aus der Packung gegessen.

 


 

Wenn mehr Zeit ist, werden Fika Spezialitäten aus der Konditorei des Vertrauens geholt, oder selbst gemacht.

 

Typisch schwedische Fika Leckereien aus der Konditorei
Sebstgemachte schwedische Safrankringel "lussekatter"
Selbstgemachte schwedische Zimtschnecken "kanelbullar"

Schwedischer Kaffee

 

Das "Herzstück" von Fika ist natürlich Kaffee. Diesen gibt es seit 1685 in Schweden und er wird vorzugsweise schwarz und stark getrunken. Aufgrund der speziellen Art der Bohnen und der Röstung ist der Kaffee sowohl dunkler, als auch weniger sauer als der Kaffee, den zum Beispiel wir Deutschen trinken.  

 

Auch in der Zubereitung gibt es Unterschiede: Filterkaffee oder Kochkaffee. Viele Schweden bevorzugen Kochkaffee: Der Kaffee wird zusammen mit dem Wasser direkt in der Kaffeekanne aufgekocht und dann wird abgewartet, bis sich der Kaffeesatz am Boden absetzt. Das Pulver vom Kochkaffee ist gröber gemahlen, als das des Filterkaffees. So kann es sich besser absetzen. Beim Kaffee kaufen im schwedischen Supermarkt, muss man also darauf achten, welche Sorte Kaffee man einpackt. 

"Kok" ist der gröbere Kochkaffee und auf der Verpackung ist als Symbol eine Kaffeekanne aufgedruckt. "Brygg" ist der Filterkaffee, den man durch den aufgedruckten Filter erkennt.

Fika in verschiedenen Jahreszeiten

 

Während die meisten Sachen, das ganze Jahr über gehen, gibt es noch ein paar Besonderheiten auf die Jahreszeiten bezogen.

 

  • Im Sommer geht es fruchtig zu: Da kommen häufig Erdbeer- oder Rhabarberkuchen auf den Fika-Tisch. Natürlich mit ganz viel Sahne! 
  • Um Weihnachten rum und in der Adventszeit sind Safrangebäck und Pfefferkuchen (die übrigens ganz anders schmecken als hier in Deutschland) hip.
  • Nach Weihnachten und im Frühjahr stehen dann ganz viele Waffeln und Semlor in den Auslagen der Bäcker und Konditoren.

 

Wenn dein nächster Schwedenurlaub noch zu lang hin ist, du aber nicht auf leckere Schwedichkeiten verzichten willst, findest du bei Amazon typisch schwedische Leckereien, mit denen du dich bis zum nächsten Urlaub über Wasser halten kannst ;-) Und ich hätte auch ein Zimtschnecken-Rezept für dich. Oder lieber Schokoladenkuchen?

 


Fika für Zuhause*:



Wann findet schwedisches fika statt?

 

Angeblich verbringt ein Schweden durchschnittlich 52 Minuten am Tag mit Kaffeetrinken in Gesellschaft. Fika kann zu jeder erdenklichen Tageszeit stattfinden, einige halten sich aber auch noch an die typischen Zeiten: Einmal Fika vormittags gegen Zehn, das ist die förmiddagsfika und einmal Fika nachmittags gegen Drei oder nach der Arbeit. Irgendwo dazwischen die Mittagspause. Das gilt unter der Woche auf der Arbeit (die meisten Arbeitsstellen bieten kostenlosen Kaffee an und bei vielen ist die "Büro-Fika" gegen Drei nahezu eine Pflicht), ebenso wie am Wochenende. Da in Schweden arbeitsrechtlich eine fünfminütige Pause pro Stunde vorgesehen ist, kommt dadurch schnell je eine Fikapause vor- und nachmittags zusammen.

Wo?

Fika-Verabredungen finden drinnen oder draußen, zu Hause oder in Cafes statt. Besonders beliebt ist das Kaffeetrinken im Cafe, was wohl unter anderem am meist kostenlosen Refill ("Påtår") liegt...

 

Schweden füllen ihre Tassen jedoch selten mehr als ein- bis zweimal nach. Das gilt als gierig, und wird eher bei Touristen beobachtet.


Wie sieht mein Fika aus?

Immer anders!

 


Wo und wie machst du am liebsten Fika?

Ich freue mich auf Kommentare :-)

Text: Rike Jütte

Fotos: Arne Gerken und Rike Jütte

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Danke fürs Lesen!

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