Was macht man in Nordschweden mit all dem Schnee? Zum Beispiel Kunst!
In der Innenstadt Umeås findet jedes Jahr auf der Rådhusesplanaden ein Schneeskulpturen-Wettbewerb
statt. Mit dem Thema "Die Zeit beginnt von Neuem" (Tiden börjar på nytt) gingen dieses Jahr acht Künstlergruppen an den Start. Innerhalb von zwei Tagen kämpften sie um die ersten drei Plätze.
Natürlich habe ich sie dabei beobachtet...
Bei der Arbeit
Die Schneekünstler bei der Arbeit mit Schippen, Hacken, Sägen, Hammer, Meißel...
Jede am Schneeskulpturen-Wettbewerb teilnehmende Künstlergruppe hat einen großen Block aus hartem Schnee zum Bearbeiten bekommen. Die Fotos oben zeigen die Arbeit am Freitagnachmittag. Samstag um
die gleiche Zeit hatten sich die Blöcke in Kunstwerke verwandelt. Schaut selbst:
Mosterställning
Dem Rathaus am nächsten entstand diese Skulptur. Mosterställning. Das ist leider schwierig zu übersetzen. Mir wurde erklärt, dass es sich um ein Wortspiel in Anlehnung an "Fötusstellung" handelt. Nur mit einem anderen Wort statt Fötus.
"Tantenstellung" kommt nah dran. Noch genauer ist: "Stellung der Schwester der Mutter". Ja, so genau werden Familienverhältnisse hier in Schweden spezifiziert! Es handelt sich nicht einfach um die Tante. Und schon gar nicht um die Schwester des Vaters. Nein, es geht um die Schwester der Mutter! Leider bringt mich das in der Deutung auch nicht weiter... Aber schick sind sie schon, die sich umarmenden Schneemenschen da oben auf ihrem Schneeblock, oder?!
Rise and Shine
Dieser Herr kommt auf den ersten Blick etwas grimmig daher. Seinen kräftigen Rücken könnt ihr auf den Fotos nicht sehen, aber ich sags euch: Der Kerl hat trainiert! Und schaut euch die Details an! Die Nase und die einzelnen Zähne! Das war bestimmt nicht leicht zu machen...
I´m late I´m late
... sagt das gehetzte Häschen. Habt ihr auch plötzlich "Alice im Wunderland" im Kopf?
Skotska pipor
Schottische Pfeiffen (Dudelsäcke?!).
Hmmm... Ein dicker Mann mit Loch im Bauch?
Ist auf jeden Fall eine der wenigen Skulpturen mit der man aktiv interagieren darf! Gemütlich kann man in den Schottischen Pfeiffenbauch hineinkriechen.
Wenigstens für ein Foto!
Lekande lakar
Sich paarende Quappen. Ich kannte bisher nur Kaulquappen, aber es gibt anscheinend auch Fische mit diesem Namen. Ob die auch wirklich ein so breites Lächeln auf dem Maul haben, wenn sie sich paaren? Wahrscheinlich.
Früher als noch weit mehr gefischt wurde als heute, waren sie übrigens wichtiger Bestandteil der Winternahrung der hiesigen Region.
Den 3. Platz bekommt:
Lust for Life
Von Weitem dachte ich:
Wie schön, die Uralte Morla! Aber beim Näherkommen wurde klar, dass es sich eher um sich paarende Schaben handelt.
Diese haben gemeinsam mit ihren Machern den dritten Platz des Schneeskulpturen Wettbewerbs 2015 in Umeå gewonnen.
Den haben sie sicherlich auch verdient. Allein schon der ganzen Details wegen. Über das Thema lässt sich streiten...
Und wenn sie nicht geschmolzen sind, dann haben sie noch heute Lust for Life!
Mein Editor hat mich darauf hingewiesen, dass es sich, schon anhand der Anzahl der Beine, eher um eine Art Krebstier handeln muss. Ok, dann wissen wir das jetzt auch ;-)
...und der zweite Platz geht an:
Vakna
Meine persönliche Nummer Eins, ist Umeås Nummer Zwei: Aufwachen, oder Wach auf! (Da - Achtung, Nerdalert!- Infinitiv im Schwedischen auch gleich Imperativ ist.)
Mir gefallen die Gegensätzlichkeit des roboterartigen Menschen vor der massiven Schneewand und die Unscheinbarkeit des Menschen hinter dieser. Hundert Dinge zum Hinein- und Überinterpretieren. Toll!
And The Winner Is...
Ouroboros
Das steht für Schwanzverzehrer lehrt mich Wikipedia. Obwohl es eher so wirkt, als wär der Drache gerade aufgewacht, reckt und streckt sich, und krault sich erstmal genüsslich mit dem Schwanz den Bauch. Das würde ja auch zum Wettbewerbs-Thema passen...
Insgesamt muss ich sagen, dass ich schwer beeindruckt bin. In so kurzer Zeit, bei Minusgraden, stundenlang auf einem Schneeklotz rumzuhauen; Das wär nichts für mich. Um so toller, was die Künstler zustande bekommen haben. Ich stell es mir nicht leicht vor, mit Schnee als Material zu arbeiten.
Man wünscht sich, die schönen Skulpturen würden lange stehen bleiben. Leider ist das, wie so vieles hier, vom Wetter abhängig. Wenn es zu stark taut, haben sie keine lange Lebensspanne. So erging es auch diesem Eis-Fahrrad. Auf dem ersten Bild am Freitag, auf dem zweiten am Samstag.
In diesem Sinne: Enjoy stuff while it lasts!
Was sagst du dazu? Hast du, abgesehen vom Schneemann in Mamas Garten, schon mal Kunstwerke aus Schnee gehauen?
Text: Rike Jütte
Fotos: Arne Gerken und Rike Jütte
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